Wer ist weißer? Hände hoch!
Zum Erstaunen vieler scheint Polen den Deutschen den Rang in der ewigen Arier-Top-10 jetzt endgültig abzulaufen. Nicht nur, dass die polnische AfD (PiS) seit Jahren die komplette Kontrolle über die Öffentlich-Rechtlichen inne hat, sie hat auch das Gros der Schulen, Gerichte und sonstigen staatlichen Einrichtungen gleichgeschaltet. Inklusive Geschichtsumschreibung und gesteuertem Realitätsverlust. Mit freundlicher Unterstützung der katholischen Kirche natürlich. Kanon: Polen first, und allen Umherstehenden weiß machen, die anderen (also alle außer Ungarn und den USA) seien Feinde, Verräter, Flüchtlinge oder anderweitig gefährlich, minderwertig oder mindestens ansteckend.
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Übrigens. Im vergangenen Jahr war die größte Gruppe von Menschen, die nach Deutschland eingewandert sind, die der... nein, nicht Syrer. Auch nicht Afghanen oder Iraker, sondern: Polen. Ja, genau die Ausländergruppe, die man hierzulande weder mit Invasion noch mit Terrorangst, Schmarotzertum oder Ghettoisierung in Verbindung bringt. Mit denen man weder Wahlen gewinnen kann, noch Zeitungen verkauft. Sie sind mittlerweile einfach weiß und rein genug. Nicht ohne Grund marschierte die PiS Regierung Anfang des Monats am polnischen Unabhängigkeitstag mit italienischen Faschisten und wehenden Falanga-Fahnen durch die Nacht von Warschau. Nach so einer Normalität leckt sie die AfD noch die Finger.*
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Ein unfassbares europäisches Paradox. Wie kann ein Land, das im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland eine vermeintliche Untermenschlichkeit attestiert bekommen hat und als Volk exterminiert werden sollte (und zu einem großen Teil auch wurde), heute mehr und mehr der gleichen rechtspopulistischen Logik und Ideologie verfallen? Obwohl doch auch die Vorfahren der Ziobros und Kaczynskis einst erschossen, vergewaltigt, verbrannt oder in Vernichtungslagern interniert wurden. Und dabei immer diesen einen kurzen, geschrieenen, ausweglosen Satz hörten, einen der letzten in ihrem Leben: "Hände hoch!" - Das Unheil meldet sich zurück.
* Naja, bis auf die Sache mit der Homophobie vielleicht.
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