#schulldjung



Am Tag, wo es aufhörte, fing es auch an, 1990. Alter, um die 13 herum. Alleiniger Ausländer an einem westdeutschen Gymnasium. Ach, da stempelte von jetzt auf gleich mir mein Klassenkamerad von rechts kein Hakenkreuz, kein 3. Reich mehr in den Korrekturrand meines Hefts. Obwohl doch sein Radierer ja sehr weich war. Wie dafür gemacht. (J. lacht.) Dann: waren sie da.

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In der G war es Georg. Seine Arme wie wir Beine. Das Hemd in der Hose und ein Lächeln im Gesicht. Tuscheleien in den Pausen. Über Doping, Dialekte, Klamottenkolorit. Das von ihm, DDR, wessen nicht. Ließen ihn langsam versteinern. Aber mich erleichtert atmen. War ich statt Asylant endlich ein Wessi wohl geworden. Ich war jung. Ich war schuld. Schulldjung.

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Dachten grell, wir dachten neon. Brachten: Assis. Neonassis. Heute sollt ihr dunkelbraun sein. Alles, alles Neonazis. Doch nun hör ich nicht mehr weg, nein. Wenn sie munkeln. In den Pausen. Ihrer Arbeit. Zwischen Zeilen von Zeit Online. Mal mit Maas, mal ohne Maaßen. Neues alt aussehen lassen. Hassen. Hassen. Weil wir ewig Schuljungen sind. Ich werde es beenden, Georg. Wenn es wieder beginnt.



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